Spring School - Bydgoszcz

Erfahrungsberichte

Berichte von Studierenden der Kazimierz-Wielki-Universität, die am Projekt, das als Teil des Programms „Vielstimmige Erinnerung – gemeinsames Erbe – europäische Zukunft: Kultur und Geschichte der Deutschen und ihrer Nachbarn im östlichen Europa“ konzipiert war, teilgenommen haben. Diese Berichte geben die persönlichen Erfahrungen der Studierenden wieder.

1. Erfahrungsbericht

  • Anfang April 2022 hatten wir das Vergnügen, an dem Projekt "Spring School, deutsch-polnische Erinnerungskultur medial - Auseinandersetzungen zwischen Literatur, Film, Presse und Netzkultur" teilzunehmen. Das Projekt wurde aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) finanziert. Der zentrale Ort für unsere Treffen war das Gebäude der Bibliothek der Kazimierz-Wielki-Universität in Bydgoszcz. Hier haben die Workshops und Vorträge stattgefunden. Dank dem Projekt konnten wir unser Wissen über die deutsch-polnische Geschichte erweitern. Am ersten Projekttag haben wir das Exploseum besucht, das sich am Stadtrand von Bydgoszcz befindet, gefolgt von einer von Mag. Dirk Steinhoff organisierten Diskussion. Das Exploséum ist die ehemalige Munitionsfabrik DAG Fabrik Bromberg. Beim Betreten des Gebäudes wurden wir in eine andere Dimension versetzt, denn es macht einen erstaunlichen Eindruck. Vor allem ist das Gebäude, trotz der vergangenen Zeit, sehr gut erhalten. Den zweiten Tag haben wir in Poznań verbracht. Es war bei weitem der längste Tag dieser Woche, denn wir sind von Bydgoszcz aus sehr früh losgefahren und sind spät am Abend zurückgekehrt. Zuerst hat es an der Adam-Mickiewicz-Universität ein Seminar zu polnischen Geschichtsforen im Internet gegeben, dann hat ein Treffen beim Lunch mit Prof. Dr. habil. Rafał Witkowski, dem Prorektor der Universität in Poznań, mit einem geführten Rundgang durch das älteste Universitätsgebäude mit Informationen zu seiner Geschichte gegeben. Für den Nachmittag war die Stadtbesichtigung vorgesehen. Dank der Stadtführung konnten die polnischen Studierenden die Stadt neu entdecken und die deutschen erst einmal kennenlernen. Am nächsten Tag gab es Seminare von Professor Alexander Böhn und Professor Monika Szczepaniak zu den Filmen "Unser letzter Sommer" und „Zgoda” und ein Workshop mit Dr. Elżbieta Nowikiewicz zur deutschen und polnischen Propaganda in den lokalen Presse der Zwischenkriegszeit. Wir haben Auszüge aus deutschen und polnischen Zeitungen gelesen. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich dasselbe Ereignis aus nationalen Perspektiven präsentiert werden kann. Uns ist es bewusst geworden, wie die damaligen Leser manipuliert wurden. Dann folgte die Stadtbesichtigung mit Doktor Elżbieta Nowikiewicz. Es war sehr interessant. Jeder hat sehen können, dass Bydgoszcz eine schöne Stadt ist. Am letzten Tag, am Freitag, haben noch drei Seminare stattgefunden, darunter eines über den Roman von Joanna Bator. Das Treffen wurde von Dr. Krzysztof Gajewski geleitet. Ein integraler Bestandteil des Projekts war die Diskussion um den Begriff „poniemieckie“, was so viel wie „ehemals deutsch“ oder „post-deutsch“ bedeutet. Die Teilnahme an diesem Projekt ermöglichte uns, Wichtiges über die deutsch-polnische Geschichte zu erfahren und die Perspektive des Anderen kennenzulernen. Wir haben Lunche im Restaurant ,,Ogniem i mieczem” gegessen. Die dortige Küche ist sehr lecker. (Adrianna Smolińska, Adrian Choryło)

2. Erfahrungsbericht

  • Wir nahmen an einem Projekt teil, das deutsche und polnische Studierende zusammenführen sollte. Im Rahmen von Spring School (vom 4. bis 9. April 2022) fanden im Gebäude der Universitätsbibliothek in Bydgoszcz zahlreiche Seminare zu deutsch-polnischer Geschichte insbesondere im Raum Posen und Bromberg statt. Für den ersten Tag waren Vorträge über die deutsch-polnische Geschichte in der Literatur geplant. Nach dem Lunch besichtigten wir das Exploseum. Die Führung erfolgte auf Englisch und danach fand die Diskussion auf Deutsch statt. Gegenstand der Diskussion waren wichtige Ereignisse aus der gemeinsamen Geschichte. Überraschend war für mich, dass für deutsche Studierende (im Gegenteil zu polnischen) die Schlacht bei Tannenberg [bitwa pod Grunwaldem] kein Begriff war. Am zweiten Tag fuhren wir mit dem Zug nach Poznań, wo ein Seminar zu polnischen Geschichtsforen im Internet geplant war. Die Veranstaltung veranschaulichte uns , was im Internet populär ist. Obwohl im polnischen und im deutschen Netzwerk recht verschiedene Themen angesprochen werden, muss festgestellt werden, dass Filme über Tabuthemen die meist aufgerufenen YouTube-Videos sind. Beim Lunch fand ein Treffen mit Prof. Dr. habil. Rafał Witkowski, dem Prorektor der Adam-Mickiewicz-Universität für Internationale Zusammenarbeit statt. Um 15:00 Uhr fing die Stadtbesichtigung an und wir lernten in Poznań die wichtigsten Orte der deutsch-polnischen Geschichte kennen. Für Donnerstag war ein Workshop zur deutschen und polnischen Presse in Bydgoszcz 1919-1939 geplant. Es war sehr interessant, Artikel aus den polnischen und deutschen Zeitungen der damaligen Zeit zu lesen. Dr. Elżbieta Nowikiewicz teilte die deutschen und polnischen Studierenden in Gruppen ein. So konnten wir die Pressetexte vergleichen. Wir fanden heraus, welche Absichten mit den Artikeln verfolgt wurden und wie Propagandamaterial genutzt wurde. Wir tauschten unsere Beobachtungen aus. Es war eine außergewöhnliche Erfahrung, über ein Ereignis von zwei verschiedenen Blickwinkeln zu berichten. Das Kennenlernen der Sichtweise der deutschen Studentinnen und Studenten war auch eine wichtige Erfahrung. Von 10:45 bis 14:00 Uhr nahmen wir an zwei weiteren Seminaren teil. Wir schauten uns Fragmente von zwei Kriegsdramen an: „Unser letzter Sommer“ und „Zgoda“. Die Interpretationen der deutschen Studierenden und die Stellungnahme von Andreas Böhn waren sehr interessant. Nach dem Mittagessen um 15:00 Uhr fand der Stadtrundgang statt. Wir besuchten die wichtigsten Orte von Bydgoszcz: das Musikviertel, den Platz der Freiheit [Plac Wolności], den Altmarkt und die Mühleninsel. Abends besuchten wir Restaurants, um uns zu integrieren. Am letzten Tag diskutierten wir über ‚Wiedergewonnene Gebiete’ in der Literatur und Film. Wir besprachen auch das Werk von Joanna Bator: „Dunkel, fast Nacht“ (Der Weg zurück, Die Kinder verschwinden). Um 12:45 Uhr nahmen wir an einem interessanten Seminar über deutsch-polnische Mythen teil und hatten die Gelegenheit über die Bedeutung von Vorurteilen und Stereotypen zu diskutieren. Das letzte Seminar zu Differenz und Geschlechterfrage in der polnischen und deutschen Literatur fand am Nachmittag statt. Die Teilnahme an diesem Projekt hat mich auf die Vielschichtigkeit von deutsch-polnischen Themen aufmerksam gemacht. Darüber hinaus war für mich das Zusammentreffen mit begabten und aufgeschlossenen Studentinnen und Studenten aus Deutschland eine einmalige Erfahrung. (Patryk Dzierża, Paweł Tobolski)

3. Erfahrungsbericht

  • Im Rahmen des Projekts „Spring School, deutsch-polnische Erinnerungskultur medial - Auseinandersetzungen zwischen Literatur, Film, Presse und Netzkultur" fanden in der Hauptbibliothek der Kazimierz-Wielki-Universität in Bydgoszcz und im Rektorat der Adam-Mickiewicz-Universität (Poznań) zahlreiche Vorlesungen, Seminare und Workshops statt. Diese bezogen sich hauptsächlich auf die deutsche und polnische Kultur, Geschichte und Literatur. Jeder Teilnehmer konnte seine Meinung äußern und an Diskussionen teilnehmen. Die Organisatoren waren dabei um möglichst viel Abwechslung bemüht. Außer den Seminaren besuchten wir das Exploseum. Dem Besuch schloss sich eine Diskussion geleitet von Mag. Dirk Steinhoff an. In Gruppen aufgeteilt stellten wir dann vor, was wir über das Exploseum und den Großpolnischen Aufstand erfuhren. An nächsten Tag fand eine Fahrt nach Poznań mit einer Stadtführung statt. Am Donnerstag besichtigten wir Bydgoszcz. Das Motto der beiden Stadtführungen war die deutsch-polnische Geschichte in der Region. Es war ein Erlebnis. Was die Seminare anbetrifft, fand am Dienstag das Seminar zur polnisch-deutschen Literaturgeschichte statt, das von Prof. Andreas Böhn und Prof. Monika Szczepaniak gehalten wurde. Am Donnerstag waren wir mit Presse und Film beschäftigt. Zuerst fand das Workshop zur deutschen und polnischen Presse in Bydgoszcz (1919-1939) unter der Leitung von Dr. Elżbieta Nowikiewicz statt. Später wurden Seminare zu den Filmen „Unser letzter Sommer“ und „Zgoda“ gehalten. Am letzten Tag (Freitag) hielt Dr. Krzysztof Gajewski den Vortrag über sogenannte „wiedergewonnene Gebiete“ im Film und in der Literatur. Prof. Maciej Górny stellte den Teilnehmern die deutsch-polnische Geschichtsmythen dar. Abschließend fand ein Online-Meeting mit Prof. Bożena Chołuj über Differenzen und Geschlechterfrage in der polnischen und deutschen Literatur statt. Dank diesem Projekt haben wir nicht nur viel Interessantes über die deutsche und polnische Kultur erfahren, sondern hatten auch die Möglichkeit, zwei Perspektiven miteinander zu verbinden. Es war eine unvergessliche Erfahrung, die uns ermöglichte, unser Wissen zu erweitern und uns mit den Teilnehmern aus Deutschland zu integrieren. (Aleksandra Sawina, Julia Magdziak)

Karlsruher Institut für Technologie (KIT) (Institut für Germanistik: Literatur, Sprache, Medien Hauptseminar: Deutsch-polnische Erinnerungskultur medial – Auseinandersetzungen zwischen Literatur, Film, Presse und Netzkultur - Wintersemester 2021/2022 - Prof. Dr. A. Böhn)

Berichte der deutschen Studierenden

1. Erfahrungsbericht

  • Vom 04. bis 09. April habe ich als Germanistikstudentin des Karlsruher Instituts für Technologie an dem Programm „Vielstimmige Erinnerung – gemeinsames Erbe – europäische Zukunft: Kultur und Geschichte der Deutschen und ihrer Nachbarn im östlichen Europa“ teilgenommen. Im folgenden Erfahrungsbericht werde ich meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen schildern, die ich im Rahmen des Projekts gesammelt habe. Ziel der Reise war es, die deutsch-polnische Kultur, Beziehungen und Geschichte mit audiovisuellen Mitteln sowie in der Literatur zu erkunden. Die Auseinandersetzung mit aktuellen Beispielen aus dem Kontext der Netzkultur war ebenfalls diskutiert und behandelt. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Programms war die Zusammenführung deutscher und polnischer Studenten. Das Projekt bot eine hervorragende Gelegenheit, nicht nur den Horizont zu erweitern und neue Erfahrungen zu sammeln, sondern auch einen grenzüberschreitenden Dialog zu führen. Zu den weiteren Höhepunkten der Reise gehörten Besuche in Bromberg und Posen, die die wichtigen Orte des deutsch-polnischen Kulturerbes sind. Die Vorlesungen fanden an der Kazimierz-Wielki-Universität in Bromberg und während eines Tagesausflugs an der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen statt. Im Vorfeld haben wir uns mit den filmischen und literarischen Beispielen vertraut gemacht, die in den Vorlesungen entsprechend behandelt wurden. Während der Vorlesungen wurden wir in kleine Gruppen aufgeteilt, gemischt aus deutschen und polnischen Studenten. In diesen Gruppen diskutierten wir und tauschten Eindrücke zu den besprochenen Filmen und Lektüren aus unterschiedlicher Sicht aus, um später unsere Ergebnisse im Plenum zu präsentieren. Ein weiterer Punkt des Projekts war eine Besichtigung von Posen und Bromberg. Durch einen wissenschaftlichen Spaziergang lernten wir die Geschichte dieser beiden schönen Städte kennen. Bei dem Spaziergang durch die Straßen von Bromberg und Posen lernten wir nicht nur etwas über die Geschichte der Städte, sondern entdeckten auch gemeinsam Spuren deutscher Kultur und Geschichte in Bromberg sowie Posen. Es war für uns eine interessante Erfahrung und eine Zeit des Nachdenkens über die polnisch-deutschen Beziehungen. Nach den Vorlesungen konnten wir uns im Restaurant bei leckerem polnischem Essen mit den polnischen Studenten zusammensetzen, Erfahrungen austauschen und neue Freundschaften schließen. Wir haben unter anderem über die politische Situation in Deutschland und Polen gesprochen. Dazu diskutierten wir über die Gegenwart der beiden Länder und ihre Bedeutung auf der internationalen Bühne. Die Rezeption des Zweiten Weltkriegs in beiden Ländern haben wir ebenfalls angesprochen. Außerdem haben wir über die Unterschiede zwischen dem Studium an einer polnischen und einer deutschen Universität gesprochen. Die Reise endete mit einem gemeinsamen Abendessen, bei dem wir unsere Gedanken über das Projekt austauschen konnten. Die Sprachbarriere zwischen den Studierenden war kein Problem. Die polnischen Studenten hatten die Möglichkeit, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und die deutschen Studenten konnten polnische Wörter lernen. Das Projekt war eine sehr bereichernde und interessante Erfahrung, an der ich gerne wieder teilnehmen würde. Dank des von Professor Andreas Böhn und Professorin Monika Szczepaniak sehr gut geplanten und organisierten Programms war es eine wunderbare Zeit, an der wir mit großem Interesse und Freude teilgenommen haben. Die Veranstaltung hat mein Interesse an der deutsch-polnischen Erinnerungskultur so geweckt, dass ich dieses Thema noch tiefer untersuche und eine Masterarbeit darüberschreiben möchte. (Zuzanna Frycz)

2. Erfahrungsbericht

  • Die Spring School in Bydgoszcz gehört zu den wertvollsten Erfahrungen meines Masterstudiums, da wir hier eine Bandbreite an Themenschwerpunkten und Aktivitäten geboten bekamen, die in einem regulären Seminar nicht möglich gewesen wären. Als besonders wertvoll empfand ich die Ergänzung des Seminardiskussion mit persönlichen Erzählungen der Teilnehmenden. Einige konnten aus ihrem familiären Umfeld erzählen, was die historischen Themen wie Flucht und Vertreibung und deren transgenerationales Weiterwirken um einiges greifbarer machen konnte. Auch die Figur des Verweilens von Erinnerungen in archäologischen Schichten, die Generationen später freigelegt werden können, ist ein schönes Bild, das sich mir besonders einprägte. Beispiele hierfür waren das Vergraben von Glasscherben im Roman Kleine Himmel oder aber die übermalten Inschriften und Symbole im sogenannten ‚Schloss‘ aus Sabrina Janeschs Roman Katzenberge. Aber auch in Karolina Kuszyks Buch Poniemieckie, das wir im Rahmen einer Lesung der Autorin präsentiert bekamen, kam dieser Aspekt zu tragen. Die Lesung gehörte zusammen mit der Museumsführung durch das Exploseum, der ehemaligen Munitionsfabrik DAG Fabrik Bromberg, und den Stadtführungen durch Bydgoszcz und Poznań ohne Zweifel zu den Highlights der Spring School. Neben dem Schwerpunkt Familienerzählungen boten die Seminare jedoch eine große Bandbreite an Themen und Diskursen, die gemeinsam erarbeitet wurden. So diskutierten wir anhand von deutsch- und polnischsprachigen Zeitungsartikeln aus der Zwischenkriegszeit, welche Interessenkonflikte das alltägliche Zusammenleben beispielsweise in Bezug auf die Schulbildung auslöste. Das Filmseminar beschäftigte sich dahingegen mit der Besetzungszeit sowie der Zeit nach dem Rückzug der Nationalsozialisten und dem Schicksal der verbliebenen Deutschen in Polen. Die Filme Zgoda und Unser letzter Sommer, die wir gemeinsam diskutierten, schilderten die Konflikte ebenfalls sehr eindrücklich und luden zur Diskussion ein. Durch die Stadtführungen und gemeinsamen Aktivitäten kam auch der kulturelle Aspekt besonders in Form der umwerfenden Architektur Poznańs und Bydgoszczs, den lokalen Restaurants und Stadtparks nicht zu kurz. (Jessica Langenstein)